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„Meine Stärke und mein Lied ist der Herr“

Wallfahrer auf Wanderschaft

St. Matthias-Wallfahrt nach Trier 2019

Geschafft! Einzeln treten die Pilgerinnen und Pilger in langer Reihe vor das Apostelgrab in Trier. Und nicht wenigen von ihnen ist die innere Bewegung in diesem Augenblick ins Gesicht geschnitten.

Für die Lannesdorfer Matthiasbruderschaft ist der Höhepunkt der Wallfahrt am Samstagabend, 1. Juni 2019 erreicht. Anschließend feiert sie mit zahlreichen weiteren Bruderschaften die Pilgermesse in St. Mattheis. Mit einem anderen Zeitplan ist die Mehlemer Bruderschaft unterwegs und kommt dort am Sonntagmorgen, 2. Juni an. Als eine der ersten Bruderschaften zieht sie an diesem Morgen in die Kirche ein. Später, um 10.00 Uhr, beginnt dann für alle der Festgottesdienst, draußen auf dem Freihof der Abtei.

Beide Bruderschaften beginnen ihre Wallfahrt an Christi Himmelfahrt um 5.00 Uhr in der Frühe; in diesem Jahr erstmalig mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier. Danach ist Eile geboten. Denn der allergrößte Teil des Weges wird zu Fuß zurückgelegt. Und so bricht jede Bruderschaft rasch auf in Richtung Trier, auf dem ihr eigenen Weg. Dabei hilft das gemeinsame, geregelte Beten, in einen guten Bewegungsrhythmus zu kommen. Und umgekehrt unterstützt das Gehen, wach und aufmerksam im Gebet zu bleiben. Natürlich kommt es nicht darauf an, möglichst viele Worte zu machen. Aber die immer wiederkehrenden und auch gleichen Worte führen hinein in eine Zeit, die sich eben unterscheidet von anderen. „Man kommt auf einmal auf andere Gedanken und ist ganz anders dabei, als sonst.“ meint später bei der Rast einer, der schon oft den Weg zum Apostelgrab mitgegangen ist.

Auf dem langen Weg nach Trier wird nicht nur gebetet. Immer wieder gibt es auch Zeiten gemeinsamen Schweigens. Gerade sie sind dazu angetan, die Schönheit der Kulturlandschaft, ja die Schönheit der vom Menschen mitgestalteten Schöpfung wirklich wahrzunehmen und Gott dafür Dank zu sagen; ob das buchstäblich in stummer Zwiesprache geschieht oder im Empfinden von Freude, Dank oder gar Glück, das ist zweitrangig. Manchmal folgt dann spontaner Gesang, weil sich die Freude über das, was wir erleben dürfen, wie von selbst einen lebendigen Ausdruck sucht. Dazu kommen noch die „Stationes“ und Gottesdienste an markanten Orten; an Wegkreuzen, Gedenksteinen oder in Kirchen auf dem Weg. Hier wird oft auch gerastet. Begleitfahrzeuge übernehmen nicht nur den Gepäcktransport. Sie versorgen die Pilger an diesen Haltepunkten mit den so wichtigen Getränken und auch der Wanderverpflegung.

Nicht zu vergessen sind die fröhlichen Runden am Abend, wenn das Tagesziel erreicht ist. Dann wird nochmal richtig getafelt, erzählt und gelacht, bevor es – meist früher als sonst – wieder still wird und eine angenehme Müdigkeit erholsamen Schlaf verspricht.

Seit einigen Jahrzehnten entdecken viele Menschen wieder das Pilgern als eine Form der „Geistlichen Auszeit“, die ihnen liegt. Das Besondere der Matthiaswallfahrten besteht wohl darin, dass bei ihnen das gemeinschaftliche Unterwegssein einen ganz besonderen Akzent setzt. So können sie Zeichen sein für die Gemeinschaft der Kirche auf dem Weg der Zeit.

 

Bilder von der Trier-Wallfahrt der St. Matthiasbruderschaft Lannesdorf

 

Bilder von der Trier-Wallfahrt der St. Matthiasbruderschaft Mehlem

Bilder: © privat