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Anton-Roesen-Preis: Die Laudatio auf den SchuU

Sehr verehrter Herr Kardinal,
sehr geehrter Herr Generalvikar,
sehr geehrter Herr Nickel,
liebe Besucherinnen und Besucher des Neujahresempfanges des Diözesanrates, liebe ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sachausschuss SchuU,

Der Diözesanrat verleiht den Anton-Roesen-Preis an den Sachausschuss Schöpfung und Umwelt des Pfarrgemeinderates von St. Martin und Severin in Bonn-Bad Godesberg. Er wurde 2006/07 als damals pfarreiübergreifender Sachausschuss der zwei benachbarten Pfarrgemeinderäte von St. Martin in Muffendorf und St. Albertus Magnus in Pennenfeld gegründet.

Gewürdigt wird das Engage­ment von ehrenamtlichen Laien, für den Erhalt von Gottes Schöpfung in der Welt und insbesondere innerhalb der Kirche zu wirken. In beispielhafter Weise nimmt der sich selbst in Abkürzung SchuU nennende Sachausschuss Weltverantwortung wahr und tritt mit einer gesellschaftspolitischen Zielsetzung an die Öffentlichkeit. Dabei ist er originell und kreativ, arbeitet nicht zuletzt auf pädagogischer Ebene – und scheut auch die Auseinandersetzung mit entgegenwirkenden Kräften nicht.

Das Engagement des SchuU basiert heute auf dem sechsten Leitsatz des Pastoralkonzepts der Gemeinde St. Martin und Severin. Dort heißt es: [Zitat] „Gott, der Schöpfer, hat uns unsere Erde als Raum zum Leben gegeben. Aus Ehrfurcht vor ihm und mit Rücksicht auf die, die mit und nach uns leben, wollen wir uns, bei allem, was wir tun und zu entscheiden haben, so verhalten, dass die Umwelt und das Klima so gering wie möglich belastet und endliche Ressourcen verantwortungsvoll genutzt werden.“ [Zitat Ende]

In diesem Sinne ist der SchuU als Beratungsorgan von Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand in allen Fragen von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung integriert. Darüber hinaus organisiert der SchuU in eigener Verantwortung Bildungs- und Informationsangebote und kooperiert selbstverständlich mit anderen Gruppen der Gemeinde.

Der Bonner Ausschuss tut damit ganz konkret etwas in der Richtung, die unser Kardinal schon im Umfeld der Verabschiedung des Kyoto-Protokolls 1997 vorgegeben hat. Unser Kardinal sagte damals: [Zitat] „Gottes Schöpfung ist uns anvertraut zu guten Händen; wir sollen sie ungeschädigt und lebensfähig an unsere Kinder und Kindeskinder weiter geben. Wer die Natur ausplündert und das Klima verpestet, schadet sich selbst, seinen Mitmenschen und Nachkommen und lebt auf Kosten Dritter. Die Bewahrung der Schöpfung und speziell die Minimierung schädlicher Emissionen, die das Klima nachhaltig schädigen, sind ein dringendes Gebot der Stunde.“ [Zitat Ende]

Alles aufzuzählen, was der SchuU konkret geleistet hat, ist hier nicht möglich. Einige Beispiele aber sollen genannt sein.

  • In der Jahreskampagne 2011 appellierte der Ausschuss, auch in Privathaushalten auf sogenannten „grünen Strom“ umzusteigen. Dabei wurde unter anderem in knapp gehaltenen Flugblättern klar informiert und Hilfe angeboten. Unter allen Umsteigern werden in diesen Tagen Präsentkorbe mit fair gehandelten Produkten aus ökologischem Land- und Weinbau verlost. [Achtung Scherz!] Vielleicht werden diese Präsentkorbe nach der Auszeichnung mit dem Anton-Roesen-Preis noch etwas üppiger ausfallen!
  • Schon in seiner Gründungsphase gelang es dem SchuU, die bistumsweit erste Holzpellet-Anlage in einer kirchlichen Einrichtung zu installieren. Die neue Pelletheizung im Pastoralen Zentrum St. Martin in Muffendorf wurde in den Mittelpunkt einer umfangreichen Presse- und Informationsarbeit gestellt, auch in der Hoffnung auf Nachahmereffekte andernorts.
  • Besonders groß waren die Anstrengungen, um auf einem Kirchendach eine große Photovoltaik-Anlage zu errichten. Fast zwei Jahre lang versuchte der Ausschuss, zu überzeugen, scheiterte aber letztlich an einem Grundsatzbeschluss des Erzbischöflichen Generalvikariats.
  • Zur Öffentlichkeitsarbeit des SchuU zählen unter anderem auch Exkursionen wie die zu den Lebensräumen von Fledermäusen, die Präsentation von Filmen wie dem des Friedensnobelpreisträgers Al Gore zum Klimawandel und Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen wie zu den hochproblematischen Agrofuelprodukten sowie der Slumbildung in den Megastädten.
  • In besonderer Weise werden auch Kinder für den Wert der Schöpfung begeistert, etwa als ein großes Wildbienenhaus im Pfarrgarten von Sankt Martin errichtet wurde.
  • Dass der Tag der Schöpfung in Heiderhof jedes Jahr in besonderer Weise vom SchuU mitgestaltet wird, liegt auf der Hand. Der Heiligen Messe folgen eine ganze Reihe von Aktivitäten. Die Kinder malen, spielen und basteln, zum Beispiel Fledermaushäuschen. Es werden Bäume gepflanzt und informative Kurzfilme gezeigt. Vorträge und Ausstellungen sprechen vor allem die Erwachsenen an. Und natürlich sorgt der SchuU für fair gehandelte Bio-Produkte. Abends schließt der Tag mit einer ökumenischen Andacht.

Durch den Sachauschuss Schöpfung und Umwelt ist vielen Godesbergern und Bonnern vermittelt worden, wie eng Glauben und Bewahrung der Schöpfung zusammen gehören und welche Wege konkret eingeschlagen werden können, um der Umwelt – und damit Gott und den Menschen – nachhaltig Gutes zu tun. Allen Beteiligten sei von Herzen dafür gedankt, dass sie sich auch durch die pfarrorganisatorischen Wandlungen der vergangenen Jahre nicht von ihrer Zielsetzung haben abbringen lassen. Möge der Anton-Roesen-Preis Ansporn und zugleich Hilfe sein, das Projekt fortzuführen und weiterzuentwickeln!

Ich darf nun Herrn Dr. Thomas Großmann und natürlich auch alle anderen Mitglieder des Sachausschusses sowie Frau Dorothee Schwüppe als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates St. Martin und Severin, Bonn Bad Godesberg, bitten, nach vorne zu kommen.

Zugleich bitte ich unseren verehrten Herrn Kardinal und unseren Diözesanratsvorsitzenden Thomas Nickel, den Anton-Roesen-Preis an den Sachausschuss Schöpfung und Umwelt (SchuU) zu überreichen.

Köln, den 15. Januar 2012

 

Thomas Großmann

Dankwort

anlässlich der Verleihung des Anton-Roesen-Preises 2011/2012 an den Sachausschuss Schöpfung und Umwelt des PGR von St. Martin und Severin am 15. Januar 2012

Sehr geehrter Herr Kardinal,
sehr geehrter Herr Nickel,
sehr geehrte Frau Schmidt,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

zwei Dinge sind es, die uns besonderen Grund zur Freude und zum Dank geben. Erstens: Anton Roesen, erster Vorsitzender des Kölner Diözesankatholikenausschusses nach dem Krieg und Mitbegründer des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hat schon lange vor dem 2. Vatikanischen Konzil die Idee eines mit unserer Gesamtkirche loyal verbundenen, nichtsdestoweniger selbstbewussten und bisweilen streitbaren Laienkatholizismus verkörpert. Einen Preis zu erhalten, der sein Andenken wachhält, bestärkt uns darin, mutig und mit dem uns eigenen Charisma als Laien in unserer Kirche und für unsere Kirche und für unseren Glauben in der Welt zu wirken - und damit auch manchen Tendenzen zu trotzen, die heute in unserer Kirche zu beobachten sind und die Anton Roesen so gewiss nicht unwidersprochen hingenommen hätte. So ist dieser Preis für uns nicht nur eine Ehrung, sondern er ist in diesem Sinne auch und zuerst einmal eine Verpflichtung.

Zweitens freuen wir uns natürlich, weil mit dieser Auszeichnung eines der wahrhaft existenziellen Themen unserer Zeit bedacht wurde. Aber nicht nur das: "Wir glauben an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde." So bekennen wir Christen gleich zu Beginn unseres Credos. Nur ein Lippenbekenntnis? "Glaube muss immer konkret sein" so haben Sie, Herr Kardinal, uns heute in der Predigt zugerufen. Wenn wir in unseren Gebeten und Liedern Gott als unseren Schöpfer und für alles, was er erschaffen hat, loben und preisen, können wir doch nicht gleichzeitig so tun, als gingen uns Artensterben, steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung, Vergiftung und Verstrahlung von Wasser, Luft und Boden, und in der Folge die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen heute und ganzer Generationen nach uns nichts an.

Dass Sie unsere kleine Gruppe heute mit dem diesjährigen Anton-Roesen-Preis ausgezeichnet haben, macht uns Mut – Mut zum Handeln. Für uns und für all jene, die sich wie wir für das Thema Schöpfungsbewahrung einsetzen, ist das ein wichtiges Signal. Und wir hoffen, dass es auch von jenen wahrgenommen und verstanden wird, die auf den Entscheidungsebenen unserer Kirche Verantwortung tragen. Der Sachausschuss eines PGR kann beitragen zur Bewusstseinsbildung, er kann Anregungen geben, Ideen entwickeln. Er kann mahnen und bitten. In den wirklich relevanten Fragen, bei Bauangelegenheiten oder wichtigen Anschaffungen etwa, hat er keine Entscheidungsgewalt. Die liegt in aller Regel bei Kirchenvorständen und bei der erzbischöflichen Verwaltung. Deshalb freut es uns besonders, dass nun auch im Generalvikariat und für unser ganzes Erzbistum, so hört man, Weichen gestellt werden sollen in Richtung Nachhaltigkeit. Endlich! Deshalb wage ich es, meinen kurzen Dank mit einem Appell zu beschließen: Lassen wir uns doch, wo immer wir uns in unserer Kirche engagieren, künftig von niemandem mehr überbieten, wenn es um den Erhalt und die Pflege von Gottes Schöpfung geht. Denn: WIR glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde!